Ohren
Krankheiten des Ohres betreffen das äussere Ohr – die Ohrmuschel mit Gehörgang und Trommelfell – das Mittel- und das Innenohr, dazu gehören auch das Gleichgewichtsorgan, der Hör-, Gleichgewichts- und Gesichtsnerv und die zentralen Hör- und Gleichgewichtsstrukturen. Störungen in diesem Bereich können entsprechend das Gehör, das Gleichgewichtsorgan und den Gesichtsnerv betreffen.
Meist treten Abstehohren als isolierte mangelnde Faltenbildung der Hauptfalte der Ohrenmuschel auf, nur selten liegen zusätzliche Fehlbildungen vor.
Abstehohrkorrekturen erfolgen bei Kindern in Vollnarkose im Spital, bei Erwachsenen ambulant in Lokalanästhesie in der Praxis oder in Vollnarkose im Spital. Die Schnittführung erfolgt hinter der Ohrmuschel, der Ohrmuschelknorpel wird mit verschiedenen Schleif- und Schnitttechniken moduliert und mit Fäden definitiv fixiert.
Gehörgangsentzündungen sind häufig, können äusserst schmerzhaft sein und bedürfen einer entsprechenden Schmerztherapie und Entzündungsbehandlung. Entzündungsbegünstigend sind Selbstmanipulationen im Gehörgang (Wattestäbchen), Baden in verschmutzten Gewässern, Gehörgangsverengungen- und fremdkörper und Immunmangelsyndrome.
Bei bleibenden beidseitigen oder einseitigen Höreinschränkungen ist meist eine Verbesserung der Hörsituation mit konventionellen Hörgeräten möglich.
Diese werden durch Hörgeräteakustiker aufgrund der persönlichen Gesamtsituation ausgewählt und individuell – meist in einem mehrwöchigen Anpassungsprozess – angepasst. Bei einer Mitfinanzierung der Hörgeräte durch die IV oder AHV ist eine standardisierte Beurteilung durch einen Expertenarzt (Ohrenarzt mit Expertenstatus) notwendig, welcher anschliessend einen Expertisenbericht an den Sozialversicherer schickt.
Neben den Hörgeräten gibt es bei verschiedenen speziellen Problemstellungen und Hörstörungen auch alternative Möglichkeiten zur Verbesserung der Hörsituation, zB. knochenverankerte Hörgeräte (BAHA), aktive Mittelohrimplantate (Soundbridge), vollimplantierbare Hörgeräte (Esteem), Cochlea Implantate (CI) und Hirnstammimplantate (ABI). Diese Technologien kommen nur in speziellen Situationen bezüglich Gehör und Ohr zum Einsatz und bedürfen einer vorgängig sorgfältigen medizinischen Abklärung durch einen erfahrenen Ohrenarzt.
Ohrgeräusche sind häufig und meist Ausdruck einer Innenohrstörung. Andersweitige Ursachen sind selten, sollten aber ausgeschlossen werden.
Eine fachärztliche Beurteilung und Beratung ist empfehlenswert.
Ein durch Ohrenschmalz verstopfter Gehörgang kann ebenso wie ein Fremdkörper im Gehörgang lästige Symptome verursachen. Zudem kann nach Ohroperationen oder aufgrund der anatomischen Verhältnisse im Gehörgang eine selbstständige Gehörgangsreinigung erschwert sein.
Ohrenschmerzen und Ohrdruck können in Kombination mit andern Ohrsymptomen bei verschiedenen Ohrkrankheiten auftreten. Findet sich keine Erklärung der Schmerzen im Ohrbereich müssen andere Ursachen ausgeschlossen werden. Eine fachärztliche Beurteilung und Beratung ist empfehlenswert.
Schwindel ist ein häufiges Symptom und kann vielfältige Ursachen in verschiedenen Organsystemen haben. Schwindel als Symptom bei einer Erkrankung des Gleichgewichtsorganes im Innenohr zeigt meist typische Symptome.
Eine empfehlenswerte fachärztliche Beurteilung beinhaltet neben einem häufig bereits wegweisenden ausführlichen Gespräch, eine erweiterte HNO Untersuchung und neurologischen Tests der Innenohrfunktion (Gehör und Gleichgewicht).
Für den gutartigen Lagerungsschwindel in seinen verschiedenen Ausprägungen ermöglichen einfache, sofort durchführbare Lagerungsmanöver häufig eine rasche Symptomverbesserung, in vielen Fällen auch vollständiges Sistieren der Beschwerden.
Bei anderen Schwindelformen bestehen medikamentöse Therapiemöglichkeiten, in seltenen Fällen sind auch chirurgische Therapieoptionen zu überprüfen.
Bei hochgradig schwerhörigen und gehörlosen Kindern und Erwachsenen, denen Hörgeräte wenig oder keinen Nutzen mehr bringen, kann eine Innenohrprothese in die Hörschnecke (Cochlea) eingeführt werden. Dieses Cochlea Implantat CI wandelt Schall in elektrische Impulse um und stimuliert den Hörnerv direkt. ?
Akute Lähmungen der Gesichtsmuskulatur (Fazialislähmung) können verschiedene Ursachen haben, in den meisten Fällen liegt eine sogenannte idiopathische (= ohne offensichtliche Ursache) Lähmung vor, bei der es innerhalb Tagen bis Monaten meist zu einer weitgehend vollständigen Erholung kommt. Eine rasche Abklärung und Behandlung ist sinnvoll. Bei bleibenden hochgradigen Lähmungen besteht die Möglichkeit von verschiedenen chirurgische Wiederherstellungsmassnahmen.
Ein abrupter einseitiger Hörabfall ohne äussere Ursache bedarf einer sofortigen fachärztlichen Beurteilung und Behandlung. Die spontane Heilungsrate liegt bei etwa 40%, durch entsprechende Behandlung kann diese auf etwa 60% erhöht werden. Falls sich der Hörsturz nicht vollständig erholt, sollten ergänzende Untersuchungen durchgeführt werden.
Juckreiz in den Ohren ist meist Ausdruck eines Hautproblems im Gehörgang, eine fachärztliche Beurteilung und Beratung ist sinnvoll.
Akute Mittelohrentzündungen sind vorallem in Jahreszeiten mit gehäuften Infekten in den oberen Atemwegen häufig und laufen unter entsprechender Behandlung meist folgenlos ab. Eine fachärztliche Kontrolle ist insbesondere bei Symptomen wie Schwindel, Ohrgeräusch und Hörverlust zu empfehlen, da eine Innenohrbeteiligung ausgeschlossen werden muss.
Vor allem im Kindesalter sind wiederholte Mittelohrentzündungen mit chronischem Mittelohrerguss oder Mittelohrbelüftungsstörungen möglich, was zu einem relevanten längerdauernden, aber meist reversiblen Hörverlust führen kann. Bei Erwachsenen kann sich ein hartnäckiger Mittelohrerguss nach einem oberen Atemwegsinfekt ausbilden, andere Ursachen müssen aber ausgeschlossen werden.
Wenn konservative Therapiemassnahmen nicht mehr genügen, erfolgt eine kleine schlitzförmige Eröffnung des Trommelfells mit oder ohne Einlage eines Paukenröhrchens, bei Kindern werden zudem häufig die Rachenmandeln entfernt. Chronische Mittelohrentzündungen mit Hörverschlechterung, wiederkehrendem eitrigem Ohrfluss, Schwindel oder Gesichtsnervenlähmungen bedürfen einer fachärztlichen Untersuchung, je nach Befund sind konservative oder chirurgische Therapien angezeigt.
Ein altersbedingter, allmählich auftretender Abfall der Hörleistung mit Verständigungsschwierigkeiten vor allem bei Umgebungslärm ist häufig. Bei zunehmenden Kommunikationsschwierigkeiten, bei einseitigen Höreinbussen, sowie bei akut auftretenden Hörstörungen (Hörsturz) und einer rasch abfallenden Hörleistung empfiehlt sich eine fachärztliche Abklärung und Beratung.
Durch das Abklären der Umstände des Auftretens und allfälliger Zusatzsymptome, durch eine ohrmikroskopische Untersuchung und anhand des Hörtests kann die Hörstörung meist genauer beurteilt werden und entsprechende Therapien besprochen werden.